Auf ein Neues!
Unser zweiter Stockholm-Besuch beginnt auf demselben Parkplatz wie gestern – und doch ist heute alles anders. Die Stadt empfängt uns mit einem tiefblauen Himmel und strahlendem Sonnenschein. Abseits der Sightseeing-Highlights und Touristenmassen begeben wir uns auf Erkundungstour durch Södermalm – liebevoll auch einfach „Söder“ genannt (wenn die ihn kennen würden…).
Die Insel südlich der Gamla Stan (Altstadt) war zu Beginn des 20. Jahrhunderts klassisch durch Industrie und Arbeitersiedlungen geprägt. Jetzt durchläuft das Viertel dem typischen Wandel hin zu einem hippen und quirligen Stadtteil (Stichwort „Gentrifizierung“). Mittendrin findet sich deren Keimzelle das Szeneviertel SoFo (angelehnt an das New Yorker SoHo). Zahlreiche Cafés, Bars und Restaurants sowie Galerien und Secondhandläden säumen die Straßen, von denen viele verkehrsberuhigt oder sogar rein Fahrradstraßen sind. Das Leben pulsiert auf den Straßen und gleichzeitig ist es unglaublich ruhig, geradezu gechillt.

Eintauchen und treiben lassen
Ich liebe es solche Viertel zu erkunden und so tiefer in das Leben vor Ort einzutauchen, statt mich tausenden Touristen an den typischen Sehenswürdigkeiten vorbeizuquetschen. Wir lassen uns einfach treiben und schauen, was es zu entdecken und erleben gibt. So landen wird in der Sofia Kyrka auf dem Vitaberg, in der es laut Schild am Eingang gerade eine Andacht geben soll. Zögerlich betreten wir doch das Gotteshaus mit achteckigem Grundriss. Die Andacht entpuppt sich als kleines Konzert zweier junger Musiker. Mit Klavier und Klarinette bzw. Saxofon erfüllen sie den Raum mit Jazz- und Bluesklängen.

Neben der Musik faszinieren mich weniger die Architektur des imposanten Sakralbaus, die trotzdem sehr beeindruckend ist, als viel mehr die Atmosphäre im Innern. Irgendwie trifft es sehr meine Vorstellung von Kirche als Begegnungsstätte. Die einladende Atmosphäre mit bereitgestelltem Kaffee und Keksen lädt viele unterschiedliche Menschen zum Austausch und einer Pause vom stressigen Alltag ein.

Ein Hauch von Bullerbü mitten in der Großstadt
Uns zieht es weiter, vorbei an der Holzhaussiedlung Sågargatan hin zur Fjällgatan. Laut Schriftsteller Per Anders Fogelström (1917-1998):
„Die schönste Straße der Stadt. Altmodisch zieht sie sich über den Hügel, mit ihrem gut erhaltenen Kopfsteinpflaster und den Straßenlaternen an den Häusern. Und dann, ganz plötzlich, öffnet sich die Straße und gibt einen fantastischen Blick auf Stadt und Wasser frei.“

Eine wirklich einzigartige Atmosphäre, die die Gebäude, die rund um das Jahr 1723 gebaut wurden, versprühen. Sobald man über die Sista Styverns Trappor in die höhergelegene Stigbergsgatan geklettert ist, fühlt man sich plötzlich wie in Bullerbü – mitten in Stockholm. Geflasht von so vielen Eindrücken kehren wir im „Meatballs for the people“ ein. Na klar, gibt es auch hier schwedische Fleischbällchen, heute aber einmal in vegane Variante mit Pasta und Ratatouille und einmal in viererlei Fleischvarianten.

Noch einmal nach Gamla Stan
Gut gestärkt geht mit kleinen Abstechern in Vinyl-Secondhandläden quer durch SoFo zum nächsten Aussichtspunkt: Monteliusvägen. Von dieser Felskante aus hat man wirklich den allerbesten Blick auf Stockholm und die Gamla Stan. In diese Richtung zieht es nun auch. Doch bevor wir die Insel wechseln, steuern wir noch einen Eisladen an. Das Anstehen lohnt sich. Ich habe selten so ein leckeres und cremiges Eis gegessen – vor allem kein veganes.

Stockholm hat an diesem Sommerabend ein wirklich mediterranes Flair. Alle Außenbereiche der Cafés, Bars und Restaurants sind voll mit Menschen, die gut gelaunt ihren Feierabenddrink oder ihr Abendessen in der Sonne genießen. Wir nutzen die sich leerende Altstadt, um sie bei Sonnenschein nochmal neu zu entdecken. Ich mag mich daher auch nur von der ganzen Szenerie losreißen, in dem ich mir selbst verspreche, bald wiederzukommen.

Sonnenuntergang im Schärengarten
Trotz müder Beine und Körper wollen wir das schöne und windstille Wetter noch für einen Flug unserer Drohne nutzen. So geht es am späten Abend zum Sonnenuntergang raus in den Schärengarten.