
Es ist Freitagabend 19.30 Uhr. Der ICE aus Stuttgart rollt – welch Wunder – pünktlich in den Kölner Hauptbahnhof ein. Doch ein Blick auf diverse Nahverkehrs-Apps sagt mir: „Hier ist erst einmal Endstation.“ Die direkte Verbindung mit der Regionalbahn nach Hause: Fährt nicht wegen einer Baustelle. Die alternative KVB-Linie 9: Fährt aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen nur halbstündlich und die nächste Verbindung, die ich kriegen könnte, fällt aus. Andere Alternativen: Gibt es gerade nicht.
Das heißt für mich konkret: Ich habe nun fast eine Stunde Zeit, bis mich die nächste Bahn raus an den Kölner Stadtrand fährt. Ich könnte mich jetzt grün-blau-kariert ärgern, weil ich schon wieder viel zu lange aus Stuttgart nach Hause brauche. Oder einfach das Beste aus der Situation machen.
Im Tourimood auf Fotojagd

Es ist ein lauer Spätsommerabend. Und als ich aus der großen Halle hinaus auf den Bahnhofsvorplatz trete, der stolze Dom sich vor mir erhebt und gleichzeitig auch noch sein Glockenspiel einsetzt, macht sich in mir ein wohliges Heimatgefühl breit.
Un d′r Dom sing Glocke spillt
Jo dann weiss ich dat ich doheim bin
Jo doheim bin he am Ring…
Gleichzeitig fühle ich mit meinem Reiserucksack auf dem Rücken wie eine Touristin unter ganz vielen anderen Touristen. Diesen Mood lasse ich in mir wirken und begebe mich auf einen Abendspaziergang durch meine Heimatstadt und erlebe diese aus der Perspektive einer Touristin, die diese Stadt noch nie gesehen hat – und was soll ich sagen? Es war eine Stunde voller Entdeckungen, neuer Eindrücke und überraschender Fotomotive. Und einfach unglaublich schön.
(Gut, dass die Linie 9 dann so lange bis zur Endhaltestelle gebraucht hat, dass mein Anschlussbus weg war und ich dadurch noch fast 30 Minuten – mittlerweile im Dunkeln und feuchter Kälte – warten musste, und ich so erst gegen 21.30 Uhr zu Hause war, tat dem Ganzen keinen Abbruch.)
Warum jeder mal Tourist sein sollte
Mal für eine gewisse Zeit die Touri-Brille aufzusetzen, kann sich genauso bereichernd anfühlen wie eine völlig neue Stadt kennenzulernen. Einfach mal aus der Routine ausbrechen. Köln, mit seinen vertrauten Gassen, Plätzen und Wahrzeichen, fühlte sich plötzlich neu und spannend an. Ich habe nicht nur neue Motive für meine Kamera entdeckt, sondern auch eine frische Wertschätzung für meine Heimatstadt entwickelt.
Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, auf Entdeckungstour in deiner Heimat zu gehen. Hier meine Tipps für einen „Touristen-Tag“: Gehe planlos los, probiere neue Perspektiven aus, und besuche Orte zu ungewohnten Zeiten. Du wirst überrascht sein, wie viel Neues du in deiner Stadt finden kannst!
Hier findest du eine Auswahl meiner liebsten Bilder dieses Abends – lass dich inspirieren und werde selbst Tourist in deiner Stadt.