Urlaub 2025 – Tag 17
Urlaub 2025 – Tag 17

Urlaub 2025 – Tag 17

In Småland liegen sehenswerte Natur und Kultur oft nah beieinander, so dass sich bequem an einem Nachmittag zwei Highlights einbauen lassen. So ging es für uns heute zunächst zu einem der sonderbarsten Naturphänomene Südschwedens und anschließend in eine der besterhaltenen Altstädte des Landes. Doch erst einmal müssen wir dorthin gelangen.

Abenteuer Anreise

Das zu erreichende Naturreservat liegt eine knappe Autostunde entfernt. Die Routenübersicht ist auf den ersten Blick recht eindeutig: Von unserer Unterkunft auf die Schnellstraße E40 und dann auf direktem Weg zum Wanderparkplatz. Auto starten, Route starten und los geht’s.

Und jetzt passt eine Passage aus einem Reisebericht eines ehemaligen WDR-Kollegen, der in der letzten Woche mit dem Fahrrad in der Mark Brandenburg unterwegs war, wie die Faust auf Auge: „Google Maps hat eigene Pläne mit mir. Die Software entscheidet eigenmächtig, wann sie den Erlebnisfaktor für mich erhöht. […] Das Abbiegen in ein Waldgebiet ist ja eigentlich was Schönes. Dann aber zieht Google Maps alle Register. Die Botschaft: Was ein Weg ist, bestimmen immer noch wir.“

Bei uns setzte Google Maps noch einen drauf und wusste, kaum waren wir eine Viertel Stunde unterwegs, nicht mehr, wo wir sind. Was ziemlich blöd ist, wenn man an einer Kreuzung steht, auf die fünf Wege zulaufen. Wir folgen dem vermeintlich auf der Online-Karte angezeigten Weg. Irgendwann kommen wir an einem markanten Neubau vorbei. „Hier waren wir doch gestern schon mal. Da vorne geht es zu ‚Michel‘…“ Sprich wir sind jetzt über 15 Minuten „um den Pudding“ gefahren. (Zur Erinnerung: Wir wohnen nur vier Autominuten vom Katthult-Hof entfernt.)

Ab jetzt geht es dann aber doch auf direktem Weg zum Ziel – und nach der E40 wieder über „Schwedens schönste Schotterpisten“. Übrigens: Mein Ex-Kollege hat auch irgendwann aus dem Wald raus zu seiner Unterkunft gefunden.

Angekommen in der Skurugata

Skuragata – das sonderbarste Naturphänomen Südschwedens

Der Name Skurugata leitet sich vom altschwedischen Wort „skuru“ ab, was so viel wie Einschnitt oder Kluft meint. Durch diese rund 800 Meter lange und zwischen 7 und 24 Meter breite Schlucht führt unsere Wanderung. Obwohl es eigentlich eher eine Kletterpartie zwischen bis zu 35 Meter steilen Felswände ist. Felsbrocken unterschiedlichster Größe, ein Geflecht aus Wurzeln und jede Menge querliegendes Totholz stellen sich uns als Hindernisse in den Weg. Dass es nicht schweißtreibend wird, liegt daran, dass die Temperatur innerhalb Felswände deutlich niedriger ist als außerhalb. Wir messen mit (dem Thermometer aus dem Smartphone) nur 10 bis 12°C in Bodennähe. Das feucht-kalte Klima der Schlucht bietet den idealen Lebensraum für viele, darunter auch seltene Moos- und Farnarten.

Übrigens: Wie die Schlucht genau entstanden ist, ist noch abschließend geklärt. Es gibt unterschiedliche Theorien. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass die Schlucht von einem Schmelzwasserfluss zum Ende der letzten Eiszeit gebildet wurde. Aber auch ein Riss des Grundgesteins (Für Nerds: Porphyr, ein magmatisches Gestein, ist hier anstehend) oder ein Grabenbruch werden diskutiert. Wie auch immer die beeindruckende Skurugata entstanden ist, dass sie seit jeher die Fantasie der Menschen anregt und sich in ihren Geschichten Trolle und andere Naturwesen hier herumtreiben, verwundert kaum.

Imposante Felswände

Skuruhatt – Rundumblick über Smålands Wälder

Doch Schlucht bedeutet auch, wir sind am „Tiefpunkt“ – also topografisch gesehen. Um zurück zum Auto zu gelangen, müssen wir ergo wieder rauf. Zwischen dem Ende der Skurugata und dem Parkplatz liegt noch der Skuruhatt – ein 323 Meter hoher Berg. Das heißt, es geht jetzt steil bergauf. Genauer gesagt: von 275 Meter mit einer durchschnittlichen Steigung von ungefähr 10 % auf zunächst 315 Meter (die Mathematiker unter euch können jetzt ausrechnen, wie lang die Wegstrecke war. Ich habe Urlaub!), während die letzten Höhenmeter relativ flach ansteigen. Eine ordentliche Kletterpartie, die mit einer grandiosen und meilenweiten Aussicht über die Wälder Smålands belohnt wird.

Ausblick vom Skuruhatt

Skuruhatt ist seit weit über hundert Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Rund um den Gipfel befinden sich mehrere Grillplätze und Hütten. Der Weg dorthin wurde in den letzten Jahren barrierefrei angelegt, so dass dieser schöne Platz allen zur Verfügung steht. Und so sind auch wir in kurzer Zeit zurück am Auto.

Eksjö – die Holzstadt Smålands

Weil wir schon in der Nähe sind, machen wir noch einen Abstecher nach Eksjö. Trotz mehrerer verheerender Brände in der Vergangenheit gilt Eksjö als besterhaltene Holzstadt Schwedens. In der Gamla Stan (Altstadt) ist heute noch der mittelalterliche Stadtgrundriss erkennbar. Sie steht mit ihren historischen Holzhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert fast komplett unter Denkmalschutz. Besonders idyllisch wird es entlang des kleinen Flusses Eksjöån, der sich durch die Altstadt schlängelt.

Am Eksjöån

Wir erliegen dem Charme der Stadt sehr schnell. Wieder so eine Stadt wie Visby, in der man sich einfach verlieren kann. Besonders spannend wird es, wenn man einen Blick in die Innenhöfe werfen kann. Es ist einfach schön durch die kopfsteingepflasterten Gassen zu schlendern und in die Geschichte der Stadt einzutauchen.

In der südlichen Alt-/Innenstadt (südlich des Stora Torget (großer Marktplatz)) wurden die allermeisten Holzhäuser 1856 in Folge einer Brandkatastrophe zerstört. Hier entstanden vielfach Bauten im klassizistischen Stil, wodurch dieser Teil einen ganz eigenen Charakter hat. Hier dominieren teils große, fast pompöse Bauten wie das riesige Stadthotel am Stora Torget.

Ein Besuch Eksjös ist definitiv empfehlenswert.

Sabrinas Bilder rund um Eksjö

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Jonny besichtigt Eksjö